Lion Feuchtwanger - die Biographie by Aufbau

Lion Feuchtwanger - die Biographie by Aufbau

Autor:Aufbau [Aufbau]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-31T00:00:00+00:00


Die Josephus-Trilogie

In den letzten Weimarer Jahren beschäftigt sich Lion Feuchtwanger erneut mit einem historischen Roman, in dessen Mittelpunkt er seine Gedanken über die Zukunft des plötzlich wieder so massiv bedrohten Judentums stellt und der sich mit jenem nationalen Egoismus auseinandersetzt, der nicht nur in Deutschland, aber dort mit unverkennbar hysterischen Tönen von den Nationalsozialisten und, kaum weniger gedämpft, von der bürgerlichen Rechten gepredigt wird. Die Josephus-Trilogie, deren erster Band, Der jüdische Krieg, 1932 erscheint und von der das Manuskript des zweiten und – so war es jedenfalls zunächst geplant – letzten Teiles bei der Machtergreifung Hitlers fast beendet ist, wird eines seiner persönlichsten Werke. In der Gestalt des jüdischen Historikers Flavius Josephus spiegelt Feuchtwanger die Tragödie des intellektuellen Juden, sein tief gespürtes Außenseitertum, sein verzweifeltes Streben, in einer Welt der Vorurteile, der Gewalt und der menschlichen Blindheit eine vermittelnde, aufklärerische Rolle zu übernehmen. Dieser Romanzyklus mag für manchen Leser – der Verfasser zählt sich dazu – einer der gelungensten, »modernsten« Beiträge Feuchtwangers zur europäischen Ideengeschichte sein: das Bekenntnis zum Weltbürgertum, das Überwinden des engen, chauvinistischen, für die Geschichte so häufig von furchtbaren Folgen begleiteten Nationalismus. Verkleidet in die historische Kulisse des antiken Roms, werden hier Gedanken entwickelt, die ähnlich nicht nur bei den deutsch (österreichisch)-jüdischen Schriftstellern Richard Beer-Hofmann und Jakob Wassermann schon früh auftauchen. Auch andere – jüdische und nichtjüdische – Intellektuelle reagieren sensibel auf die wachsende politische Radikalität ihres Jahrhunderts, das sich mehr und mehr vom Rausch eines völkischen Rassismus überwältigen lässt. Der tiefe Bruch, den das Jahr 1933 für das europäische Judentum heraufbeschwören wird, spiegelt sich auch in Feuchtwangers drei Josephus-Romanen. Ist im ersten Band noch die utopische Hoffnung eines Weltbürgertums unüberhörbar, wächst in den folgenden nach Hitlers Machtübernahme geschriebenen Bänden die Skepsis, dass der Nationalismus in einer angeblich aufgeklärten Gesellschaft überwindbar sei.

Beschäftigt hat ihn die Geschichte der Zerstörung des Tempels von Jerusalem, dieses für die Entwicklung des jüdischen Volkes so einschneidenden Ereignis, schon lange. Das Bild von den römischen Legionären, die das heilige Gerät aus dem brennenden Tempel tragen, hat ihn nicht mehr losgelassen, seit er es damals 1912 während der langen Italienreise auf dem Triumphbogen des Titus entdeckte. Und die Zeit der Flavier-Kaiser, die für das jüdische Volk mit einer Katastrophe begann – wies sie nicht auch manche Parallelen auf zu den dunklen Tagen Spätweimars? Die Wirren des Dreikaiserjahres, die 69 n. Chr. auf Neros Tod folgten. Der nationale Wahn der Bewohner von Judäa. Die Zerrüttung der römischen Staatsfinanzen. Die wachsende Macht des Militarismus, die sich nicht zuletzt in der Ausrufung der Kaiser durch die Rhein- und Asienlegionen zeigte. Und da war auch das Aufkommen der neuen Lehre einer kleinen Gruppe, die sich Christen nannte und die schon in ihren Anfängen unübersehbar erste fanatische Züge aufwies, den Anspruch absoluter Wahrheit erhob.

Der Roman Der jüdische Krieg enthält viele Antworten Feuchtwangers auf das äußere Geschehen seiner Zeit. Auf den Zionismus, der Anfang der 1930er Jahre neue Nahrung erhält, und seinen Gegenpol, den Antisemitismus. Das pragmatische, ökonomisch durchorganisierte römische Weltreich spiegelt in diesem Roman auch manches von Daniel W. Potters technisch-kapitalistischem Amerika der 1920er Jahre wider.



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